Entstehung der Salzlager
Wie alles begann…
Weil wir schon soweit zurückblättern im Buch der Geschichte, kommt es uns auf ein paar Millionen Jahre auch nicht mehr an. In Jahrmillionen müssen wir rechnen, wenn wir der Frage nachgehen wollen, woher die reichen Salzlager kommen: Vor rund 240 Millionen Jahren hätten Sie für einen Meerurlaub nicht nach Bibione oder Porec fahren müssen, sondern in Hallstatt bleiben können. Ein seichtes Meer bedeckte damals, amEnde des Erdaltertums (Paläozoikum), Teile des Landes. Das Klima war warm und trocken.
Die Nördlichen Kalkalpen
Die Nördlichen Kalkalpen mit unserem Hallstatt lagen in dieser Zeit nicht wie heute nördlich des Alpenhauptkammes, sondern weiter südlich. Aber auch der Alpenhauptkamm war kein Gebirge. In geschützten Lagunen des seichten Meeres wurde durch die starke Verdunstung des Meerwassers Salz ausgeschieden. Im Laufe der folgenden Jahrmillionen bedeckten dann mächtige andere Gesteinsschichten das Salz und schützten es vor Auflösung. Als vor etwa hundert Millionen Jahren die heute vielbewunderte Bergwelt unserer Alpen entstand, wurde das Salz zusammen mit seinen Deckschichten verfaltet. Dazu kam noch, dass das spezifisch leichtere und plastisch gut formbare Salz gegenüber den Deckschichten wesentlich mobiler war.
Der heutige, überaus komplizierte Bau unserer alpinen Salzlagerstätten gibt davon ein eindrucksvolles Zeugnis. Wenn Sie die salzführende Zone entlang des Nordkammes der Kalkalpen verfolgen, wird Ihnen auffallen, dass es da ein Hallein und ein Hall (in Tirol), ein Reichenhall und nicht zuletzt unser Hallstatt gibt. Bei Mariazell, wo das salzhaltige Gestein beginnt, gibt es ein Halltal, bei Admont, wo es endet, ein Hall, bei Berchtesgaden einen Hallturm, bei Salzburg ein Hallwang und Hallmoos. Namen mit "Hall" haben also immer etwas mit Salz zu tun. Von Sprachforschern wurde die Silbe "hal" bis ins Griechische verfolgt, wo es in Thrakien den Fluss Halys, also den Salzfluss, gab.
Salzbergbau seit Jahrtausenden
Bei der Aufspaltung der Alpen haben sich die hochgepressten Salzstöcke mit den Nachbarablagerungen vermengt. Deshalb ist unser heutiges Salzlager eine Mischung von verschiedenen Mineral- und Gesteinsarten, wie zum Beispiel Salz, Gips und Tonschiefer. Bevor aus dem Haselgebirge Salz wird, muss es erst vom "tauben Gestein" getrennt werden. Erschlossen ist das Salzlager von Hallstatt in einer Länge von 3000 Meter, einer Breite von 640 Metern und einer Tiefe von 500 Meter. Wie tief der Salzstock noch ins Innere des Berges reicht, wissen wir nicht. Was wir wissen, ist, dass es Salz war, das vor 4500 Jahren die Menschen in dieses abgeschiedene Hochtal brachte.
Entdeckung natürlicher Solequellen
Schon in der jüngeren Steinzeit wurden die natürlichen Solequellen entdeckt. Die Menschen der Hallstattzeit (800 bis 400 vor Christus) hatten den Bergbau in Hallstatt zur Vollkommenheit entwickelt, mit dem Salz einen Handel in Entfernungen bis tausend Kilometer betrieben und damit einen Reichtum begründet, der uns in künstlerischen Schätzen überliefert ist. ( Näheres dazu im Kapitel "Die Urgeschichte - Hallstatt als Taufpate einer Epoche der Menschheitsgeschichte"). Wohlstand sicherte das Salz den Hallstättern auch im Mittelalter, vor allem als im Jahr 1311 der staatliche Salzbergbau begann. Salzbergbau seit drei Jahrtausenden, das sind jedoch nicht nur die Kostbarkeiten, die im Tausch für das Salz nach Hallstatt wanderten, das sind nicht nur prähistorische Werkzeuge, nicht nur die ersten Urkunden, die im 8. und 9. Jahrhundert von Stiftungen, von salzbeladenen Schiffen auf der Traun sprechen, das sind nicht nur die großzügigen Bauten der wohlhabenden Salzherren.
Blutige Schlachten
Das Salz von Hallstatt war auch Anlass für blutige Schlachten: Rudolfsturm Im Salzkrieg (1291 bis 1297) wurden die Traunau, der erste Kern der Siedlung Hallstatt, und der kurz zuvor in Gosau errichtete Bergbaubetrieb zerstört. Der Rudolfsturm auf dem Hallstätter Salzberg erinnert an diese Zeit der mörderischen Konkurrenzkämpfe zwischen den erzbischöflichen Salinen von Hallein und denen der Habsburger in Hallstatt und Aussee. Herzog Albrecht I., der Älteste Sohn Rudolfs von Habsburg, hatte 1284 zum Schutz des Hallstätter Salzberges einen Wehrturm bauen lassen und ihn zu Ehren seines Vaters Rudolfsturm genannt. Wer heute auf der Aussichtsterrasse des Rudolfsturmes sitzt und bei einem Glas Wein oder einem Schalerl Kaffee die prachtvolle Aussicht genießt, denkt nicht an Salzkriege, Bergwerksunfälle, Brandkatastrophen, den Terror von Reformation und Gegenreformation und was sonst noch alles im Schicksalsbuch dieses Salinenortes vermerkt ist. Aber man spürt, dass es nicht irgendein Bergwerk ist.
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