Barocke Schätze Hallstatts
Der Reichtum und Gläubigkeit der Salzherren
Es gibt barocke Bauten, barocke Musik, barocke Dichtung, warum soll es nicht auch barocke Menschen geben? Ich denke jetzt nicht an üppige Rubensfrauen oder ähnliche Äußerlichkeiten, sondern an Menschen mit einem barocken Lebensgefühl. So ein Mensch dürfte jener Salzverweser Christoph Eyssl von Eysselsberg gewesen sein, dem das gegenüber von Hallstatt thronende Schloss Grub (Bild) gehörte. Als er im Jahre 1668 starb, hinterließ er eines der ausgefallensten Testamente, das man sich vorstellen kann:
Sein Sarg sollte alle fünfzig Jahre, jeweils an seinem Todestag, aus der Gruft geholt, um den Kirchgang getragen und dann auf dem See bis zu seinem Schloss gefahren werden.
Bis um die Mitte des vorigen Jahrhunderts soll diesem Wunsch auch entsprochen worden sein, denn der barocke Schlossherr hatte der katholischen Pfarrkirche ja eine Gruftkapelle gestiftet. Auf dem Hallstätter Friedhof erinnert an der Nordseite der Kirche eine Inschrift an diesen sonderbaren Salzverweser. Verweser - das erweckt neuerlich Assoziationen an Friedhof und hat zumindest einen lächerlichen Beigeschmack. Ein Salzverweser war jedoch alles andere als ein Mann, über den man hätte lächeln dürfen. Verwesen heißt nicht nur "in Fäulnis übergehen", das Wort hat auch noch die Bedeutung von verwalten.
Der Sitz des Verwesamtes war Ischl. Unser Barockherr war einer der prominentesten dieser Verweser, der allerdings wegen seines Despotismus und seiner lockeren Lebensführung wenig geliebt wurde. Die in Ischl tätigen Verweser standen noch über den Hofschreibern. Was ein Hofschreiber ist? Heute denkt man da vielleicht an die Pressereferenten der Politiker, ein Hofschreiber in Hallstatt jedoch hatte andere Aufgaben. Er war der oberste Salinenbeamte von Hallstatt. Betriebsleiter würde man heute diese Funktion nennen.
Ebenso wenig wie mit einem Salzverweser oder einem Hofschreiber wissen wir heute auch mit der Berufsbezeichnung Salzfertiger etwas anzufangen. Das war jener mit vielen Privilegien ausgestattete Stand, der vom staatlichen Bergbau das Salz als Urproduktion übernahm, es dörrte, verpackte, verfrachtete und in den Handel brachte. Salzverweser, Hofschreiber und Salzfertiger waren mächtige und reiche Leute in Hallstatt, gelegentlich auch großzügige. Was an barocken Bauten in Hallstatt zu bewundern ist, wurde von ihnen gestiftet. Alle diese Stiftungen zeugen jedoch nicht nur vom Reichtum der Hallstätter Salzherren, sondern auch von ihrer tiefen Gläubigkeit.
Sie dürfen, wenn Sie in Hallstatt das Wort Barock hören, allerdings nicht an prunkvolle Schlösser und Paläste denken. So etwas werden Sie vergeblich suchen - und es wäre auch kein Platz vorhanden. Dafür finden Sie in Hallstatt - wenn dieser unfachmännische Ausdruck gestattet ist - so etwas wie ein liebes Barock.
Ein liebes Barock
Barock in Hallstatt - das ist die Dreifaltigkeitssäule auf dem Marktplatz (1744), direkt im Zentrum von Hallstatt, ein bezauberndes Gegenstück zu den Kolossaldenkmälern in Wien und Linz. Barock in Hallstatt, das sind mit Lärchenschindeln gedeckte Kirchlein und Kapellen, Weihnachtskrippen, schmiedeeiserne Fensterkörbe, Schilder, Grabsteine.
Kalvarienbergkirchlein in der Lahn
Rund 24.000 gebogene Lärchenschindeln waren notwendig, um die Kalvarienbergkirche vor dem Verfall zu retten. Die geschwungene Dachform wurde vor wenigen Jahren originalgetreu erneuert. Die Kirche stammt aus dem Jahr 1711 und wurde gemeinsam mit den Kreuzwegkapellen von einem kinderlosen Hofschreiber-Ehepaar gestiftet, das dort auch seine letzte Ruhestätte haben wollte. Ebenfalls aus dieser Zeit und vom gleichen Stifter dürfte das Bild "Vom Leben und Sterben des Bergmannes" sein.
Es befindet sich im Gebäude der Salinendirektion. Das Büro des Bergbaudirektors ziert zusätzlich ein barockes Kleinod: ein Bild der heiligen Barbara, jener von den Bergleuten besonders verehrten Märtyrerin, der auch ein Altar gewidmet ist. Er kommt aus der Salzbergkapelle und ist heute im Hallstätter Museum zu sehen. Die heilige Barbara ist demnach in der Kunst von Hallstatt gleich mit drei Stilrichtungen vertreten: als gotische Altarfigur, in einem barocken Altar, als barockes Bild und als moderne Plastik.
Die heilige Barbara
Über die Jahrhunderte hinweg spielt die heilige Barbara in Hallstatt eine Rolle, zwischen dem Jahrhunderten stellte das Schicksal merkwürdige Verbindungen her: Die Krippenstein-Kapelle mit dem Barbara-Altar ist die Gedächtnisstätte für die zehn Schüler und drei Lehrer, die in der Karwoche des Jahres 1954 auf dem Dachstein ihr Leben lassen mussten. Zufällig, aber verblüffend ist in diesem Zusammenhang, dass die Zahl der Engel des Barocken Altars mit der Zahl der Toten der Dachstein-Tragödie 1954 übereinstimmt.
Weiter barocke Schätze
Bleiben wir noch beim Barock: Den Innenraum der Kalvarienbergkirche beherrscht eine große geschnitzte Kreuzigungsgruppe (um 1710) aus dem Arbeitskreis des Bildhauers Johann Meinrad Guggenbichler. Neben der Kalvarienbergkirche steht der schönste barocke Profanbau von Hallstatt: das Amtshaus. Mit seinem Giebeldach passt es sich besonders schön der Landschaft an. Auch die katholische Pfarrkirche erinnert daran, dass es in der Barockzeit in Hallstatt wohlhabende Spender gab: Die Haube des Kirchturms stammt aus dem Jahr 1751, im Inneren der Kirche wird eine Wand von einem prächtigen schmiedeeisernen Fensterkorb (um 1650) und einem Kreuzschleppungsbild (1653) geschmückt.
Oberhalb des neugotischen Taufbeckens prangt eine barocke Dreifaltigkeitsgruppe, vermutlich eine Schwanthaler-Arbeit, bei der allerdings nur die Figuren von Gott-Vater und Gott-Sohn original sind, der Rest stammt aus der Holzfachschule Hallstatt. An der Friedhofsmauer hockt eine kleine Kapelle (Angstkapelle) mit Gitter und Ölberggruppe aus dem Jahr 1730. Erwähnen müsste man auch noch die Gruftkapelle mit Stiftungsaltar (aus dem Jahr 1652) und die barocken Stücke in der Michaelskapelle am Hallstätter Friedhof.
Es sollte ja auch kein Besichtigungsprogramm werden, das ich hier zusammengestellt habe. Auch nicht auf eine Inventur der barocken Sehenswürdigkeiten kam es mir an, sondern auf den Beweis, dass neben der Urgeschichte und der Gotik auch das Barock seine Spuren hinterlassen hat in diesem traditionsreichen und traditionsbewussten Ort, dessen Bewohner immer und zu jeder Zeit einen Sinn für das Schöne hatten.
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